» Schneeeule, Bussard und Co. «

Man sieht sie majestätisch am Himmel kreisen, manchmal im Sturzflug auf ein Feld zusteuern, um eine Maus zu fangen oder einfach nur einem Ast sitzen: Greifvögel wie Bussarde, Milane oder Habichte. Die imposanten Tiere faszinieren viele Menschen, so auch Andreas Ritz von der Greifvogel Auffangstation Mittelfranken. Er kümmert sich ehrenamtlich mit viel Leidenschaft und Knowhow um kranke oder verletze Tieren aus Franken und dem angrenzenden Baden-Württemberg. Viele seiner gefiederten Patienten wurden bei Kollisionen im Straßenverkehr verletzt, sind aus dem Nest gefallen, hungern im Winter oder wurden Opfern von Windrädern. In der Auffangstation werden sie gepflegt und versorgt, bis sie wieder fit für ein Leben in freier Wildbahn sind. Eine große Herausforderung für den engagierten Tierretter, denn die Arbeit, die er zusammen mit seinem Verein leistet, kostet neben seiner Zeit auch viel Geld. 

Es ist gerade Fütterungszeit in der Greifvogelauffangstation in Schnepfendorf nahe Rothenburg ob der Tauber. Sobald Andreas Ritz mit seinem prall gefüllten Korb voller Hühnchenfleisch und toter Stubenküken durch die Tür tritt, fängt das große, aufgeregte Schreien an. Von einem großen Gang inmitten einer Scheune gehen rechts und links viele verschiedene Verschläge ab, die mit einem oder mehreren Schützlingen besetzt sind. Jeder Vogel wird von Andreas liebevoll begrüßt bei der Fütterung und jeder hat seine ganz eigene Geschichte. Bonnie, das Weißkopfseeadlermädchen, das Probleme in einer Falknerei hatte oder Fridolin, der als drei Tage altes Küken aus dem Nest gefallen war und dem vom Tierarzt keine Überlebenschance eingeräumt wurde. »Er war blind auf einem Auge, weil er damit in einer Wasserpfütze gelegen war. Der Tierarzt war der Meinung, dass wir ihn einschläfern sollen, aber ich wollte trotzdem probieren ihn wieder aufzupäppeln. Er hat sich großartig entwickelt, er geht auf jeden Handschuh, jeder kann ihn auf die Hand nehmen.« erzählt Andreas Ritz mit leuchtenden Augen. Er hat schon oft versucht ihn auszuwildern, aber der Greifvogel kommt immer wieder, setzt sich in Autos und wartet bis man ihn in die Greifvogelstation zurückbringt. Nach dem fünften Mal hat Andreas es schließlich aufgegeben.

Das große Ziel des begeisterten Tierschützers ist es allerdings, die gefiederten Patienten in die Freiheit entlassen zu können. Schon von Kindheitsbeinen an war es »seine« Aufgabe, sich um Tiere und die Natur zu kümmern. So gründet er schließlich den Verein Greifvogelauffangstation Mittelfranken e. V. der es sich zur Aufgabe gemacht hat, sich um verletze, kranke oder beschlagnahmte Greifvögel und Störche zu kümmern und sie anschließend in ihren natürlichen Lebensraum auszuwildern.

Noch herrscht Winterruhe, aber im Frühling geht die Saison wieder los: 60 bis 120 kranke, geschwächte oder verletzte geflügelten Patienten landen pro Jahr bei Andreas Ritz, so ist er nahezu rund um die Uhr im Einsatz. In einem neuen Container in Diebach, direkt an seinem Wohnhaus, befindet sich die Erstaufnahmestation. Dorthin kommen alle Vögel, werden zunächst gründlich untersucht und erste Wunden werden versorgt. Danach folgt die Registrierung durch die untere Naturschutzbehörde: Jeder Vogel wird mit dem Funddatum aufgenommen und erhält eine eigene Registierungsnummer. Je nach Fall, kommt das Tier anschließend entweder in eine dunkle Kiste, um es zu beruhigen oder in eine der großen Volieren in der Auffangstation.

Seine langjährige Erfahrung mit den Tieren ist, besonders wenn es um die komplizierte Aufzucht der Jungtiere geht, unverzichtbar: »Die Küken werden mit einem Strahler mit 39 Grad bestrahlt. Wir haben jedes Jahr etwa 80 bis 150 Jungvögel. Sie bekommen von Anfang an dreimal täglich Fleisch, das muss kleingeschnitten werden. Anfangs darf kein Gewölle dabei sein, später muss man den richtigen Zeitpunkt erkennen, wann die Umstellung auf Fleisch mit Gewölle erfolgt, sonst funktioniert die Verdauung der Jungvögel nicht mehr und das Verdauungssystem fällt zusammen«, berichtet Andreas Ritz. 

Im »Erstaufnahmecontainer« bleiben die rasch wachsenden Vögel in der Regel bis sie flugfähig sind und ziehen dann in die Auswilderungskammer nach Schnepfendorf nahe Rothenburg ob der Tauber um. Ursprünglich wollte der Tierschützer in seiner Heimatgemeinde Diebach eine große Greifvogelauffangstation aufbauen, nachdem der Platz auf seinem eigenen Grundstück im Jahr 1994 nicht mehr ausreichte. Nachdem die Gemeinde aber kein Gelände zum Kaufen oder Pachten zur Verfügung stellen konnte, ergab sich die Gelegenheit, rund zehn Kilometer neben seiner Wohnadresse eine neue Anlage zu errichten: Der Patenonkel seines Sohnes überlässt im gegen eine geringe Pacht das 750 Quadratmeter großes Grundstück in Schnepfendorf und hilft ihm beim Bau der Anlage.

Dass die Arbeit für Andreas Ritz nicht nur ein Job oder ein Ehrenamt ist, hört man im Gespräch sofort heraus. Mit Emotion und Herz schildert er seine Erlebnisse und die unterschiedlichen Eigenschaften seiner gefiederten Pfleglinge. Unterstützt wird er von einem kleinen Team weiterer ehrenamtlicher Naturschützer, die sich im Jahr 2015 zu einem Verein - der Greifvogel Auffangstation Mittelfranken e. V. - zusammengeschlossen haben. Der Verein zählt im Moment 28 Mitglieder, davon 12 Aktive, die vollen Einsatz zeigen und denen das Wohl der Tiere, der Schutz ihres Lebensraums und die Information über die Lebensweise und die kleinen Geheimnisse von Greifvögeln und Eulen sehr am Herzen liegt.

Im Verein engagieren sich Falkner, Sachkundige im Umgang mit Greifvögeln und Eulen, oder aber einfach faszinierte Beobachter der gefiederten Jäger. Neben der Fütterung, dem Reinigen der Volieren sammeln die aktiven Mitglieder auf Veranstaltungen Spenden, wie Andreas Ritz erläutert: »Wir haben viele Mittelaltermärkte, die wir besuchen. Wir werden gebucht und dürfen unsere Spendenkasse aufstellen. Wir sind zum Beispiel in Markt Erlbach, in Rothenburg, in Uffenheim und bei den Reichstadttagen in Rothenburg ob der Tauber vertreten. Wir haben Kostüme und treten mit der Falknerei auf. Die so gesammelten Spenden brauchen wir dringend: Die Kosten für die Auffangstation belaufen sich auf 20.000,00 € pro Jahr. Futter, Pacht und die Instandhaltung, werden rein über Spenden gedeckt.«

Um das bestehende Team zu entlasten, ist der gemeinnützige Verein immer auf der Suche nach interessierten Tierfreunden ab 15 Jahren, die sich vorstellen können, regelmäßig Zeit mit der Rettung, Fütterung und Pflege der Greifvögel und Störche zu verbringen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, allerdings ist eine Mitgliedschaft im Verein aus versicherungstechnischen Gründen notwendig. Wer Lust auf dieses faszinierende und erfüllende Ehrenamt hat, kann sich unter der der Telefonnummer 0175 15 00 549 bei Andreas Ritz melden. Der Verein freut sich über alle Anfragen und ergreifende Momente sind hier garantiert! 

Wer den Verein finanziell unterstützen möchte, kann seine Spende (für die natürlich auch eine Spendenquittung ausgestellt werden kann) auf das folgende Spendenkonto überweisen: comdirect, Andreas Ritz, DE 57 2004 1144 0120 9824 00.

Die Aufgabe verletzte und hilflose Greifvögel zu versorgen und ihnen eine neue Chance auf ein gesundes und freies Leben zu geben ist faszinierend und wer noch tiefer in in die Welt der erhabenen Jäger der Lüfte eintauchen möchte, kann auf der Webseite sowie auf Instagram mehr über den Verein und seine gefiederten Schützlinge erfahren.

Julia & Sandra 

Impressionen