» Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde! «

» ... sagte einst der deutsch-schweizerische Philosoph Karl Jaspers. Eine Definition des Heimatbegriffes, der genau das widerspiegelt, was Dr. Uta Karrer unter Heimat versteht. Nach unterschiedlichen Wohnorten wie Nürnberg, Wuppertal, Erlangen, Bonn, Basel, Posen, München, Palpa oder Mexiko City, hat sie nun eine neue Heimat im romantischen Feuchtwangen gefunden.« 

» Voller Herzblut und Leidenschaft für die Alltagskultur «

Dr. Uta Karrer ist Museumsleiterin und Kuratorin am Fränkischen Museum in Feuchtwangen. Durch ihr Studium der Ethnologie und Kulturanthropologie an vielen verschiedenen Orten der Welt liegt ihr die kulturelle Teilhabe aller Menschen besonders am Herzen. Ihre Leidenschaft ist es, ihnen die eigentlich kleinen und ganz alltäglichen Dinge erleb- und erfahrbar zu machen.

Dr. Uta Karrer vor dem Fränkischen Museum Feuchtwangen

Was macht unsere Region als Ort zum Leben und Arbeiten eigentlich so besonders? Wir haben nachgefragt bei denen, die es wissen müssen: Menschen, die für ihren Job hierhergezogen sind. So wie Dr. Uta Karrer, die in der Region an der Romantischen Straße ihre neue Heimat gefunden hat. Seit dem 01. April 2021 leitet die Kulturanthropologin das Fränkische Museum in Feuchtwangen und hat die Region sowie ihre neue Wirkungsstätte in den vergangenen zweieinhalb Jahren fest ins Herz geschlossen. Warum sie sich in Feuchtwangen wohl fühlt und was ihr im Leben wirklich wichtig ist, erzählt sie uns im Interview.

Ein ehemaliges Gerberhaus aus dem 17. Jahrhundert beherbergt heute mit dem Fränkischen Museum eine der schönsten Volkskundeausstellungen Süddeutschlands, vielleicht sogar das schönste Heimatmuseum Bayerns. Hier präsentieren eine Dauerausstellung und wechselnde Sonderausstellungen alles, was in und um Feuchtwangen einmal zur Alltagswelt bäuerlichen und bürgerlichen Lebens gehörte: Auf rund 2000 qm Ausstellungsfläche finden Besucher ländliche und bürgerliche Möbel, verzierten Hausrat, Liebesgaben und religiöse Kunst. Außerdem lädt ein idyllischer Museumsgarten die Besucher zum Verweilen ein.

Für diesen geschichtsträchtigen Ort ist seit dem 01. April 2021 Dr. Uta Karrer als Museumsleiterin und Kuratorin verantwortlich. Nachdem sie in den unterschiedlichsten Weltregionen Erfahrungen im Ausstellungs- und Museumsbereich gesammelt hat, bringt die leidenschaftliche Kulturanthropologin viele neue Ideen und Visionen mit nach Feuchtwangen.

Dr. Uta Karrer

Gebürtig stammt Dr. Uta Karrer aus Nürnberg, absolvierte in ihrer Jugend die Schule in Erlangen und Wuppertal und studierte anschließend in Bonn und Mexiko City Kulturanthropologie, Ethnologie und Archäologie. Nach Forschungsaufenthalten in Peru, Nicaragua und Polen bringt sie sich in verschiedensten Museen und unterschiedlichsten Projekten mit ein. So forscht sie unter anderem als wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem Fotoprojekt der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde in Basel und arbeitet als wissenschaftliche Volontärin am Völkerkundemuseum in Herrnhut. Außerdem arbeitet sie am Deutschen Museum und beim Bayerischen Nationalmuseum in München und schließt an der Universität Freiburg ein Weiterbildungsstudium in Museum Studies ab. Ihre Promotion schließt sie an den Universitäten Basel und der LMU München bi-national in einer Cotutelle de thèse erfolgreich ab. Für die junge Akademikerin ist dies eine Zeit, an die sie gerne zurückdenkt: »In meiner Dissertation habe ich die internationale Rezeption von Volkskunstobjekten aus Polen im Kontext der deutsch-polnischen Geschichte des 20. Jahrhunderts erforscht. Ich habe untersucht, wie Kunstobjekte der polnischer Künstler in der Volksrepublik Polen, in der DDR und der Bundesrepublik Deutschland rezipiert worden sind, wie sie in den verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Kontexten kontextualisiert und gedeutet wurden: Wie werden die Werke ausgestellt und wie wird mit diesen Werken umgegangen? Ich war dazu viel in Polen, habe zahlreiche Interviews geführt und so eine große Anzahl an Museen,die Künstler und Künstlerinnen sowie Sammler und Sammlerinnen persönlich kennengelernt. Es war eine sehr spannende und bereichernde Zeit.«   

Fränkisches Museum Feuchtwangen

Ein wichtiges Anliegen ist für Dr. Uta Karrer die grenzübergreifende Zusammenarbeit in der Europäischen Union. Nach ihrer Promotion leitet Uta Karrer das Vogtländische Freilichtmuseum nahe der Tschechischen Grenze, bevor es sie schließlich in unsere Region zieht. Der Schritt nach Feuchtwangen war eine Herzensangelegenheit für die heute Vierzigjährige: »Ich finde den Ansatz des Museums Feuchtwangen sehr wichtig und wertvoll, kulturelle Lebensleistungen von vielen Menschen in der Vergangenheit und Gegenwart zu zeigen und sich darüber auszutauschen. Diese Wertschätzung aller Arten von künstlerischer Leistungen macht e unsere Region zu dem, was sie ist, und ich bin sehr froh, dazu beizutragen und das Museum in die Zukunft zu führen. «

Dr. Uta Karrer kannte das Fränkische Museum schon zuvor und hat sich vorab viele Gedanken gemacht, in welchem Museum sie arbeiten möchte. Besonders wichtig hierbei waren ihr die Geschichte der Institution selbst,dass sie persönlich mit ihren Idealen und ihrer Person hinter dem Museumskonzept steht, sowie die zukünftige Entwicklung des Museums.

Eine weitere Herzensangelegenheit ist der promovierten Kulturanthropologin, so vielen Menschen wie möglich einen Zugang zum Museum sowie der Geschichte der Region zu ermöglichen. Am Vogtländischen Freilichtmuseum führte sie in einem Förderprojekt der Aktion Mensch in Kooperation mit der Diakonie, einem Förderzentrum und einem Gymnasium sowie dem SAEK ein inklusives Museumsprojekt durch: Gemeinsam mit den Kooperationspartnern erarbeitete sie Texte in Leichter Sprache und baute Barrieren im Museum ab. Dies ist ihr auch am Fränkischen Museum Feuchtwangen wichtig. Nicht zuletzt deswegen ist ihr der persönliche Austausch und die Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe ein Anliegen, um möglichst viele Menschen in der Region zu erreichen. 

»Sich gemeinsam mit anderen Menschen unserer Geschichte bewusst zu werden und sich Gedanken zu machen, welche Bedeutung diese für unsere Gegenwart und unsere Zukunft hat, dazu möchte ich mit den Angeboten im Fränkischen Museum etwas beitragen, « sagt sie und kümmert sich deshalb neben der Dauerausstellung und den Sonderausstellungen um ein breites Angebot für Gruppen, sowohl im Bildungsbereich zum Beispiel für Schulklassen als auch im Freizeitbereich für Geburtstage oder Hochzeiten. 

Dr. Uta Karrer

Durch ihren beruflichen Werdegang haben unterschiedliche Städte, Länder und Kulturkreise ihr Leben und ihren Heimatbegriff geprägt, aber die Region an der Romantischen Straße nimmt schon seit ihrer Kindheit einen ganz besonderen Stellenwert ein. »Ich habe schon in vielen Regionen gelebt und bin auch in unterschiedlichen Regionen zuhause, aber  Franken bin ich besonders verbunden, weil meine Eltern und Großeltern aus der Gegend stammen und ich wunderschöne Kindheitserinnerungen an Erlangen, Nürnberg und zahlreiche Ausflüge beispielsweise nach Rothenburg oder Dinkelsbühl habe,« erzählt sie uns. Trotzdem versteht sie den Begriff »Heimat« nicht regional und findet das Zitat von Karl Jaspers »Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde« sehr treffend. »Da ich in den unterschiedlichsten Regionen und Sprachräumen gelebt habe, habe ich verschiedene Heimaten, verschiedene Räume, in denen ich verstehe und verstanden werde und Feuchtwangen ist natürlich eine davon.«

Auch privat ist Uta Karrer mit ihrem Partner, der aus der Oberlausitz stammt, und ihrem kleinen Sohn in der Festspielstadt angekommen. Sie liebt es, in ihrer Freizeit Fahrrad zu fahren und in den Weihern und Seen der Region schwimmen zu gehen, , genießt das sehr gut fränkische Essen, die großartigen Menschen sowie die zahlreichen historischen Orte wie Schillingsfürst, Dinkelsbühl oder Rothenburg ob der Tauber, die sie selbst als kulturelle Schätze bezeichnet. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass die Region weiterhin eine starke Kultur hat, dass das vorhandene Kulturerbe erhalten bleibt und es alle Menschen gemeinsam in die Zukunft tragen.

HEIMKOMMEN-Tipp: Aktuell lohnt sich ein Besuch des Fränkischen Museums in Feuchtwangen aufgrund der Sonderausstellung »Feste und Freundschaften«, die eine große und interessante Auswahl an Poesiealben unterschiedlichsten Alters sowie Glanzbildern zeigt, ganz besonders! Auf geht's ins Fränkische Museum nach Feuchtwangen!

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Weitere Informationen und Neuigkeiten rund um das Fränkische Museum in Feuchtwangen findest Du auf der Webseite
www.fraenkisches-museum.de.

Fränkisches Museum - Sonderausstellung Feste und Freundschaften

Fränkisches Museum - Feuerlöschwagen

Fränkisches Museum - Fayencen